Andrej Sacharow: Ein Leben für die Wissenschaft und Freiheit

Tagesseminar mit Wolfram Tschiche

Andrej Sacharow (1921 - 1989), der aus einer Moskauer Intellektuellenfamilie stammt, war nach dem Zweiten Weltkrieg führend an der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt. Bereits mit 32 Jahren war er aufgrund seiner überragenden Leistungen als Physiker Mitglied der Akademie der Wissenschaften, gehörte somit zur Elite der sowjetischen Wissenschaft und hatte direkten Zugang zur politischen Führung.

Gerade als Mitglied der privilegierten Kaste begann er zu zweifeln. Es kam zur Konfrontation mit Chruschtschow und anderen Machthabern, die dazu führte, dass er aus dem Wissenschaftsbetrieb ausgeschlossen wurde und seine bevorzugte Stellung verlor. Besonders als sich Sacharow in seinem Kampf für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie an die westliche Presse wandte, begannen massive Repressionen, die ihn diskreditieren und schließlich zum Schweigen bringen sollten. In dieser brisanten Situation bedeutet die Verleihung des Friedensnobelpreises 1975 sicher eine  Unterstützung der Anliegen Sacharows und einen Schutz für seine Person. Dennoch aber erfolgte - als letztes Mittel der Regierung - die Verbannung nach Gorki (1980): Nachdem er durch ausgeklügelte Maßnahmen nicht einzuschüchtern war, sollte er von der Außenwelt vollständig isoliert werden. Jedoch wuchs seine Wirkung ständig weiter.

Inzwischen entwickelte sich seit Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts die sowjetische Reformpolitik. Jedoch erst Ende 1986 wurde Sacharow von Gorbatschow nach Moskau gerufen, wo er sich sofort mit großer Energie in den beginnenden Umbau der Sowjetunion stürzte. Überraschend verstarb Sacharow am 14. Dezember 1989.

Zum Vermächtnis Sacharows gehört sicherlich das Anliegen "Memorials" (gegründet 1988), eine Organisation, die sich - wiederum staatlichen Repressalien ausgesetzt - im gegenwärtigen Russland für Menschenrechte engagiert.

Wolfram Tschiche

Fon 039325 223 59

w.tschiche@t-online.de