"Bilde dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was du bist." WILHELM VON HUMBOLDT
14.00 Uhr Begrüßung
14.45 Uhr Lebenswelt Heimat? Sozialräumliche, soziale und kulturelle Bezugspunkte von Biografien Vortrag von Prof. Dr. Beate Mitzscherlich, FH Zwickau
16.15 Uhr Pause
16.45 Uhr Spuren der DDR in den Biografien heute. Ostdeutsche Lebenserzählungen Gespräch mit Agnès Arp, Forschungsstelle Oral History, Universität Erfurt
18.15 Uhr Abendessen
19.15 Uhr „Die Unmutigen, die Mutigen“ Lesung mit Juliane Stückrad, Ethnologin und Autorin
Leben findet in Lebenswelten statt. Der phänomenologische Begriff beschreibt die "selbstverständliche", alltagsnahe Welt, die - oftmals unhinterfragt- Grundlage unseres Verstehens, Handelns, Interpretierens und Wertens ist. In der Binnenwahrnehmung von Menschen korrespondiert unsere Lebenswelt oft mit dem, was wir als "Heimat" oder "heimatlich" empfinden. Umgekehrt erleben wir andere Lebenswelten mitunter als fremd oder auch befremdlich. In einer von Mobilität, Migration und Krisen geprägten Welt lässt sich Heimat kaum noch eingrenzen; unterschiedliche Lebenswelten treffen aufeinander, berühren oder überlagern sich, geraten in Konflikt. Das kann als Bereicherung und Möglichkeit zur Entwicklung und Erweiterung des Selbst oder als Bedrohung und Überforderung erlebt werden. Das hängt nicht zuletzt von Ressourcen und von der Frage ab, inwieweit ich wählen kann, in welchen Lebenswelten ich mich bewege und mit welchen ich mich konfrontiere. Heimat kann Rückzugsort und Ausgangspunkt sein, Sehnsucht oder Praxis, fester Punkt oder Suchbewegung, Basis von Identität, aber auch das Brett vor dem Kopf.
Referentin: Prof. Dr. Beate Mitzscherlich, FH Zwickau
Die Autor:innen Dr. Agnès Arp und Dr. Élisa Goudin-Steinmann gehen in ihrem Buch Die DDR nach der DDR. Ostdeutsche Lebenserzählungen https://www.psychosozial-verlag.de/3161 der Frage nach, wie die DDR als Gesellschaft im Leben der Ostdeutschen bis heute nachwirkt. Die von ihnen geführten lebensgeschichtlichen Interviews lassen Nähe und Unmittelbarkeit, Zwischentöne und Differenzierungen zu – jenseits der einseitigen öffentlichen Wahrnehmung unter dem Stichwort »Leben in der Diktatur«. Agnès Arp wird dazu sprechen und anschließend im Rahmen von kleineren moderierten Gesprächskreisen die Anwesenden einladen, aus ihrem Leben in und nach der DDR zu erzählen.
Referentin: Agnès Arp, Forschungsstelle Oral History Uni Erfurt
Vor 20 Jahren entdeckte die Ethnologin Juliane Stückrad Ostdeutschlands ländliche Räume als Forschungsgebiet. Sie traf Menschen, die mit Unmut auf die Herausforderungen der Transformation reagierten, aber auch viele, die Mut daraus schöpften und sich für ihre Gemeinschaften stark machten. Ihr Buch erzählt von diesen Begegnungen, bei denen die Eisenacherin auch ihre eigene Prägung durch die Kindheit in der DDR und die Friedliche Revolution reflektiert. Es bietet einen Zugang zur Vielfalt ostdeutscher Lebenswelten. Das Buch „Die Unmutigen, die Mutigen“ ist erschienen im Kanon Verlag, Berlin 2022.
Referentin: Juliane Stückrad
09.00 Uhr Start in Tag
09.15 Uhr Workshops I
10.45 Uhr Pause
11.00 Uhr Workshop II
12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Austausch und Ausblick
15.00 Uhr Pause
15.30 Uhr Resümee
16.00 Uhr Ende
Die Workshop-Auswahl findet vor Ort statt.
Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Aber sie prägt, bindet und bietet Lebensmodelle und (Gegen-)Identifikationen an, auch über Generationen hinweg. Die Familiengeschichte ist eine andere Art Märchenerzählung, in der Gut und Böse, Erfolg und Verlust, Zugehörigkeit und Ausgrenzung markiert, viel erzählt und einiges verschwiegen wird. Interessant ist, wie wir uns selbst in solchen intergenerationellen Zusammenhängen verorten, uns selbst eine Geschichte geben oder versuchen uns aus dieser zu lösen. Gerade in der Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte versuchen wir, unsere eigene Lebenserfahrung in Beziehung zu bringen zu den Erfahrungen von Menschen, die vor uns gelebt haben, oder Botschaften zu adressieren an die, die nach uns leben werden. Anhand von (Groß)Familienfotos wollen wir über Zugehörigkeit und Abgrenzung, Bindung und Ablösung, angenommenes und ausgeschlagenes Erbe, individuelle und kollektive Geschichte reden.
Teilnehmer:innen an diesem Workshop bringen bitte ein oder mehrere Familienfotos mit.
Referentin: Prof. Dr. Beate Mitzscherlich, FH Zwickau
Sich selbst ein:e gute:r Freund:in sein – damit ist schon viel gewonnen. Noch besser ist es, ein ganzes Team an seiner Seite zu wissen. Kreativ-experimentell und verspielt mit Farbe, Pinsel und dem berühmten roten Faden entsteht ein besonders wertvolles Portrait deines Ressourcenteams. Voraussetzung ist lediglich Freude am Spielen und Lust auf Kreativität.
Referentin: Sandra Deistler
Vielen Menschen begegnen wir im Lauf unseres Lebens. Manche Kontakte sind kurz und prägen sich dennoch ein. Aus anderen erwachsen enge Bindungen. Jede:r hinterlässt etwas, das in uns weiterblüht. Wir sammeln Menschen und Erlebnisse mit ihnen, setzen ihnen ein kleines Denkmal mit poetischen Miniaturen und spüren dem Zauber mancher Begegnung nach.
Referentin: Gesine Hirtler-Rieger
Aufmerksamkeit, Ausstrahlung und guter Kontakt verwirklichen sich auch in unserem körperlichen Ausdruck mittels Haltung, Gestik, Mimik und Stimmklang. Sie erfahren praktisch die Wirkungen und Bedürfnisse Ihres leiblichen Ausdrucks. Bewegung und Präsenz bestimmen die Qualität unserer sozialen Beziehungen.
Was teile ich nonverbal mit, wie teile ich es mit, wie kommt es an, wann beginnt Kommunikation zu „fließen"? Wann nehme ich bei mir und bei anderen Widersprüche wahr und wie gehe ich damit um?
Referent: Alexander Veit
Wir sind, was wir tun. Und was wir tun, hat meistens etwas mit Arbeit zu tun: Familienarbeit und Erwerbsarbeit, bürgerschaftliches Engagement und Arbeit an uns selbst. Wenn die Arbeitswelt fluide oder prekär wird, hat das Auswirkungen auf Biografie und Identität. Inhaltliche und methodische Impulse hierzu eröffnen einen Raum zur persönlichen und politischen Reflexion.
Referent: Dr. Hubert Klingenberger
Heimat ist ein vielgedeuteter Begriff. Oft wird er rückwärts gedeutet und ideologisch aufgeladen. Dennoch gehören Heimat und Heimatlosigkeit zu den zentralen Erfahrungen des Menschseins. Was aber bedeutet Heimat für uns selbst? Wann fühlen wir uns heimatlos und wann fühlen wir uns aufgehoben, verbunden und verwurzelt? Im Workshop suchen wir nach Potentialen, um das Thema spielerisch aufzuschließen. Welche Spielprinzipien und Ansätze lassen sich für das biografische Arbeiten besonders gut nutzen? Welche einfachen Biografiespiele lassen sich zum Thema Heimat entwickeln?
Referenten: Thomas Ritschel und Elisabeth Meitz-Spielmann
Wie nah ist Demokratie an unserem menschlichen Leben? Wie viele Ichs stecken in dem Du und wie kommen wir zusammen? Wie geht ein ‚Wir' in einer demokratischen Gesellschaftsform? Von welchen Werten lebt eine Demokratie und ist sie nur so viel wert, wie viel ich, du und wir Arbeit in sie investieren? Wie viel Spaltung und Streit verträgt Demokratie? Wie sicher und beheimatet sind demokratische Lebensformen? Und wie gefährdet sind sie in Zeiten von Umbrüchen? Gemeinsam werden wir in interaktiven Methoden die Beziehung zwischen unserer Lebenswelt und Demokratie als Lebensform erkunden.
Referentin: Elvira Friebe