"Bilde dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was du bist." WILHELM VON HUMBOLDT
Tagesseminar
In Zygmunt Baumans Schriften, bestehend aus 50 Büchern und unzähligen Aufsätzen und Artikeln, spiegelt sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts und ihrer intellektuellen Reflexion.
Bauman stand dem, was man emphatisch „die Moderne“ nennt, immer skeptisch gegenüber.
Er wollte wissen, wie Modernität und Barbarei miteinander verbunden sind, warum Vernunft und Gewalt einen teuflischen Pakt miteinander geschlossen haben. Ist es die Rationalität selbst, die das Ungeheuer der Gewalt gebiert? Ist die Vernunft nur eine täuschende Oberfläche, die den Abgrund des ontologisch Bösen verdeckt?
Baumans Reflexionen über den Holocaust führen uns an einen zentralen Punkt seines Denkens. In ihnen musste sich zeigen, ob seine Behauptungen über „Modernität und Barbarei“ Bestand hatten. Er deutete die Judenvernichtung als ein Jahrhundertverbrechen, das die unhintergehbare Ambivalenz der Moderne enthüllt, die Dialektik ihrer Ordnung. Die bürokratische, von allen ethischen Zielen gereinigte Vernunft liquidiert das Humane und hasst, was ihr nicht gleicht; sie säubert, beseitigt, tötet; sie ist kalt, sachlich, effizient und bleibt immer „vernünftig“. In dieser rationalen Destruktivität des Nationalsozialismus sah Bauman das historisch Neue. Der von den Deutschen exekutierte Holocaust stellt keine Entgleisung, keine Fehlentwicklung und keinen Zivilisationsbruch dar. Die „Endlösung“ war das „Ergebnis der bürokratischen Kultur. Ohne die Zivilisation ist der Holocaust undenkbar. Erst die rational bestimmte Welt der Zivilisation macht ihn möglich“. (Zygmund Bauman)
Somit steht im Zentrum des Seminars Baumans Interpretation der Verbindung von Modernität und Barbarei anhand seiner Betrachtungen über den Holocaust und den Archipel Gulag.
Sie sind/ Ihr seid herzlich dazu eingeladen, sich/ Euch an dieser Diskussion zu beteiligen.
Seminarprogramm:
Samstag, 10.10. 2020
09.30 – 10.45 Uhr Anmerkungen zu Leben und Werk Zygmunt Baumans
(1925 – 2017)
Von der ‚Moderne‘ über die ‚Postmoderne‘ zur ‚Flüchtigen Moderne‘
10.45 – 11.00 Uhr Kaffeepause
11.00 – 12.30 Uhr Die Moderne und der Holocaust
Das ‚Böse‘ in der Interpretation Baumans
12.30 – 14.00 Uhr Mittagessen
14.00 – 15.30 Uhr Baumans Perspektive auf den Stalinismus
15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause
16.00 – 17.30 Uhr Lesen und Diskutieren von ausgewählten Bauman- Texten
Ab 17.30 Uhr Ende des Seminars
Am Sonntag (11.10.) ist ein Stadtspaziergang bzw. ein Ausflug in die schöne Umgebung Erfurts geplant. Interessenten können sich unter der angegebenen Kontaktadresse anmelden.
Übernachtungen müssen selbst organisiert und inklusive der Verpflegungskosten aus eigener Tasche bezahlt werden.
Wir halten uns an die geltenden Vorschriften Thüringens zur Eindämmung der Corona - Pandemie, auf die wir Sie zu Beginn der Veranstaltung ausdrücklich hinweisen werden.
Anmeldung: Bitte melden Sie sich/meldet Euch für dieses Tagesseminar bis zum 01.09. 2020 unter folgender Email-Adresse an:
w.tschiche@t-online.de; Tel: 039325/ 22359