Ingo Schulze „Die rechtschaffenen Mörder“

In der Literaturreihe AUSLESE

146. Auslese

Elke und Gerhard Wien stellen vor:
Ingo Schulze „Die rechtschaffenen Mörder“

Der Südwestrundfunk schreibt zu dem Roman: „Ingo Schulze erzählt von dem ostdeutschen Antiquar Norbert Paulini, der sich in der DDR als Dissident feiern ließ, der nach der deutschen Einheit zum rechtsradikalen Eigenbrötler wird. Am Ende dieses virtuosen Romans stehen mehr Fragen als Antworten im Erzählraum. Die moralischen Gewissheiten lösen sich auf, die entwickelten Werturteile über die Protagonisten scheinen fragwürdig, und das literarische Schreiben steht auf dem Prüfstand.“

Im Roman geht es um den phantastischen, unaufhaltsamen Aufstieg eines lesehungrigen und Bücherschätze sammelnden Dresdners bis zum hochgeschätzten Inhaber eines Antiquariats. Es geht ebenso um dessen unaufhaltsamen tiefen Fall in eine Gesellschaft, in der rechtsextremer Menschenhass sogar aus dem Geist feinsinniger Literatur entsteht. Spannungsreich ist der Roman vom ersten bis zum letzten Satz, weil der provokante Titel vielfache Lösungswege eröffnet und weil Ingo Schulze mit einer Kunstfigur Schultze das Bild eines Autors entwickelt, dem er autobiografische Züge verleiht und ihn dennoch mit schweren Verdächtigungen stehen lässt.

Das Namenspiel Schulze versus Schultze gehört zur literarischen Strategie. Einen zusätzlichen dramatischen Handlungsstrang gibt es deshalb, da der Archivar und der Autor Schultze mit der kulturbeflissenen Elisabeth S. dieselbe Frau begehren.