Helga Schubert „Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten“

In der Literaturreihe AUSLESE

148. Auslese

Brigitte Schubert und Viktor Liebrenz stellen vor:
Helga Schubert „Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten“

Mit beiläufiger Dringlichkeit erzählt Schubert von der Nachkriegsgeneration, der die Kindheit genommen wurde. Selbst in ihrer zerrissenen Nachkriegskindheit gab es einen Schutzraum, und er konnte schöner nicht sein: die Hängematte im Garten ihrer Großmutter zwischen zwei Apfelbäumen, wo ihr am ersten Tag der Sommerferien nach dem Mittagsschlaf der Duft von Streuselkuchen in die Nase stieg. Zumindest dort fühlte sich das kleine Mädchen, das sonst überall rumgeschubst wurde und sieben Mal die Schule wechselte, geborgen und willkommen. Es ist kein Zufall, dass die Erinnerung an diesen Hort des Glücks Helga Schuberts Geschichtenband „Vom Aufstehen“ eröffnet. Die (endlich) 2020 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnete Schriftstellerin, die 1940 in Berlin geboren und in der DDR nicht nur literarisch, sondern auch als Psychotherapeutin aktiv war, identifiziert in dieser Erfahrung den Kern ihrer Unbeirrbarkeit.